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"...Kräfte zu bündeln, Synergien zu befördern, Nachhaltigkeit zu erzeugen – das sind Vokabeln und Gebote von heute. Die Heidelberger Preisträgerin 2012 hat sie jüngst am eigenen Leibe erfahren: Jamilia Jazylbekova, geboren in Kasachstan, hält seit einigen Wochen ihre Musikrats-CD in der Hand – eingespielt vom Ensemble Modern beim FORUM NEUER MUSIK in Deutschlandfunk.
Auf besondere Weise vereint und verkörpert die in Bremen ansässige Jazylbekova, was den Heidelberger Künstlerinnenpreis Trägern und Partnern bis heute so wertvoll macht: die Verbindung von kompositorischer Originalität und besonderer Persönlichkeit, den Grenzgang zwischen Erfolg und künstlerischer Kompromisslosigkeit. Und nicht zuletzt den in Leben und Werk ausgetragenen, und meist nicht leichten Dialog, das heißt Spagat zwischen verschiedenen Welten. In diesem Fall ist die fördertechnische Innovation zu vermerken..."
Frank Kämpfer, Redakteur für Neue Musik am Deutschlandfunk
(aus "VISIONEN – AUFBRÜCHE, Der Weg ins 21. Jahrhundert", Ver. Wundhorn)
"Obwohl sich Jamilia Jazylbekova ihrem Herkunftsland Kasachstan sehr verbunden fühlt, lässt sie sich schöpferisch nicht auf die dortige Musikkultur reduzieren. "Das Spannende und Neue an ihrer Musik ist ihre unverwechselbare Sprache", konstatiert der Dirigent Kasper de Roo, der die Porträt-CD mit dem Ensemble Modern im Deutschlandfunk einspielte. In unterschiedlichen Besetzungen und breiten Ausdrucksspektren leuchtet diese "unverwechselbare Sprache" in den fünf Werken der CD auf: In Voci ("Stimmen"), dessen Vokalpart Jazylbekova selbst gestaltet, verwandeln sich anrührend liedhafte Züge in die exponierte Geste eines Schreis, und in Aspan ("Himmel") verdichten sich bizarre Blechbläserfigurationen zu Klangballungen, die sich trotz ihrer Insistenz wie Traumbilder rasch wieder auflösen.
Roh und fragmentarisch anmutende Klänge korrespondieren mit strukturellen Elementen, wobei auch, so in Le refus de l'enfermement IV, Intensitäts- und Dichteproportionen innerhalb des Tonsatzes in den Fokus rücken. Jedes einzelne Instrument sieht Jazylbekova als eigenes "Wesen" an, das vom Interpreten zum Leben erweckt wird. Auch in Nuit de Mars und Aikyon verfolgt sie nicht das Ideal eines "reinen schönen Klanges", sondern bezieht auch "Verschmutzungen" ein: "so wie das Wasser eines Bergflusses, auf dessen Grund man Pflanzen, Steine und Erde sieht. Die Beimischungen im Wasser entsprechen dem Geräuschanteil im Klang."
Egbert Hiller
Jamilia Jazylbekova I
Biografie
1971 |
geboren in Kaskelen/Kasachstan |
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1980-89 |
Staatliche Musikschule in Almaty im Hauptfach Querflöte
und in
den Nebenfächern
Klavier und Komposition |
1990-95 |
Studium am Moskauer Tschaikowsky Konservatorium
Komposition
bei N. Sidelnikov
und W.Tarnopolsky |
1995-02 |
Kompositionsstudium an der Hochschule für Künste Bremen
bei Y.Pagh-Paan |
1996 |
Teilnahme am Kurs "Neue Vokalmusik für Stimme solo"
im
Haus Marteau,
Lichtenberg. Leitung: Maria Kowollik,
Ernst Huber-Contwig
Teilnahme an den "Darmstädter Kursen für Neue Musik" |
1997 |
Internationaler Meisterkurs für Komposition bei Klaus Huber
in Bremen |
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Auszeichnungen&Stipendien:
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2013 |
Kunst-Station Sankt Peter, Köln |
2012 |
Heidelberger Künstlerinnenpreis |
2011 |
Komponistenforum Mittersill, Österreich
Arbeitsstipendium des EXPERIMENTALSTUDIO des SWR |
2010 |
AIR-Krems, Österreich |
2009 |
Ausgewählt für die Portrait-CD-Produktion in der Reihe Edition Zeitgenössische Musik (WERGO)
des Deutschen Musikrates. |
2008 |
Fundación Valparaíso, Spanien |
2007 |
AIR-Krems, Österreich |
2005 |
"Response" Projekt der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen |
2004 |
Villa Massimo, Rom
Siebtes Nachwuchsforum der Gesellschaft für Neue Musik, Frankfurt |
2003 |
Künstlerhaus "Schreyahn", Niedersachsen |
2002 |
Villa Aurora, Los Angeles |
2001 |
Session de composition in Fondation Royaumont, Frankreich
14. Internationales Kompositionsseminar in Boswil, Schweiz
2. Internationaler Wettbewerb der Deutschen Gesellschaft für Flöte e. V., Frankfurt II. Preis für das
Stück NYR ( I. Preis wurde nicht verliehen) |
2000 |
Kompositionsstipendium des Berliner Senats
Franz Liszt Kompositionspreis der Stadt Weimar
Künstlerinnenhof "Die Höge", Niedersachsen |
1999 |
Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, Brandenburg |
1998 |
Internationale Gaudeamus-Musik-Woche, Amsterdam - "Ehrenvolle Nennung" |
1997 |
Zweite Nachwuchsforum der Gesellschaft für Neue Musik, Frankfurt |
1995 - 1997 |
Stipendium des DAAD |
1988 |
Kompositionswettbewerb "Zhiger" für die Komposition Tolgau für Flöte solo mit Gesang, Kasachstan |
1987 |
Kompositionswettbewerb für Kammermusik für Holzbläserquartett, Kasachstan |
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Kompositionsaufträge
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2015 |
Realtime Forum Neue Musik Bremen - - Titel: Contatto
HGNM - Titel: La Langue des Oiseaux (Hommage à Messiaen) |
2014 |
Kunsthalle Bremen - Titel: Nr. 18 |
2013 |
DLF, Orgel Mixturen Festival Köln - Titel: Grün ist des Lebens goldner Baum |
2012 |
Theater und Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg - Titel: Aruà
Aspekte Festival Salzburg
Titel: Niemals real und immer wahr - Jamais réel et toujours vrai
EXPERIMENTALSTUDIO des SWR - Titel: SOG |
2011 |
Deutschlandfunk - Titel: Voci (Neufassung) |
2010 |
Zur Preisverleihung des Carl-von-Ossietzky-Preises für Zeitgeschichte und Politik der
Stadt Oldenburg - Titel: ÜberGrenzen
Imago-Dei Festival, Krems - Titel: Tyn salmagy- Schwere der Nacht |
2009 |
MaerzMusik Festival Berlin und Nieuw Ensemble Amsterdam
Titel: Nuit de mars |
2008 |
Atelier Neue Musik Bremen - Titel: traces
Frau Musica (Nova) und Deutschlandfunk, Köln - Titel: Voci
Radio Bremen - Titel: Canti per quelli che sognano |
2007 |
Ensemble TRA I TEMPI - Titel: Die Geschichte |
2006 |
Ensemble Remix und Casa da Música, Porto - Titel: Qum
Novarasa theatre company, Edinburgh - Titel: When we were gods |
2005 |
"Response" Projekt und Kompositionsauftrag der Deutschen
Kammerphilharmonie
Bremen - Titel: Aikyon
Festival Klangwerkstatt Berlin - Titel: Metrage/Machine |
2004 |
Bremer Kultursenat und Ensemble Integrales - Titel: Sfiorarsi
„de ereprijs orkest“, Niederlande - Titel: Aspan |
2003 |
Künstlerinnenhof „Die Höge“, Niedersachsen - Titel: For white cube Nr.1 |
2002 |
Ensemble Courage, Dresden - Titel: Zaman |
2000 |
Berliner Senat - Titel: Der Magier, die Tiere I |
1999 |
Berliner Biennale - Titel: Si toutes les feuilles des arbres étaient des langues |
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Einladungen zu den Seminaren
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02/2012 |
Meetingpoint Music Messiaen, Görlitz |
17/06/2011 |
Hochschule für Musik und Tanz Köln |
03/2009 |
Conservatorium van Amsterdam (Musikhochschule Amsterdam) |
10/2008 &
11/2010 |
Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg |
03 & 10/2008 |
Hochschule für Künste Bremen |
02/2005 |
Hochschule für Musik Dresden Carl Maria von Weber |
03/2002 |
California Institute of the Arts (CalArts), Los Angeles |
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Ihre Werke wurden bei renommierten Festivals in mehreren Ländern Europas, der GUS, Kanada sowie der USA unter anderem von Oslo Sinfonietta, MCME, Orchestrutopica, Nouvel Ensemble Modern, Remix Ensemble, Arditti Streichquartett, Ensemble Modern, Klangforum Wien, Diotima Streichquartett und dem Leipziger Streichquartett aufgeführt.
Seit 2004 Konzerttätigkeit als Performerin: Stimme, Flöte und Klavier. |
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